Der trübe Gast
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Edition Schrittmacher Band 11
Der trübe Gast
Erzählung • Armin Peter Faust
12,4 x 19,2 cm, Broschur
ISBN: 978-3-89801-211-9
Preis: 9,90 EUR
Der Autor:
Armin Peter Faust
Geboren 1943 in Weiden, Krs. Birkenfeld, dort aufgewachsen; 8 Jahre Volksschule; Lehre als Edelsteingraveur in Idar-Oberstein 3 Jahre Facharbeiter; Ketteler-Kolleg in Mainz; Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Geschichte und Archäologie in Tübingen und Saarbrücken; 1. und 2. Staatsexamen 1974-76; Promotion 1991 mit einer Arbeit über Wilhelm Busch; seit 1976 Gymnasiallehrer; Beteiligung an Ausstellungen (Malerei und Graphik) im Nahe-Hunsrück-Raum; mehrere Theaterstücke für Schüler- und Laientheater; zahlreiche Aufsätze zur regionalen Literatur, bisher 9 Buchpublikationen.
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Inhalt:
Der namenlose Protagonist dieser Erzählung ist Lehrer, leidet aber nicht an dem modischen Burn-out-Syndrom, er leidet an den Widersprüchlichkeiten seiner bürgerlichen Existenz. So glückt ihm kein einziger Abschnitt seines Lebens und das bewusstsein, nur ein »trüber Gast auf der dunklen Erde« zu sein wächst, ob der Alt-68er auf Nietzsches Spuren in der dünnen Luft von Sils Maria oder im letzten »sozialistischen Paradies«, in Havanna, versucht, diese aufzuheben. Er gleicht seinem Lieblingsvogel, dem Stieglitz, der zwar seinem Gefängnis entflogen ist, aber nun ratlos auf seinem Käfig sitzt.
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Leseprobe
Armin Peter Faust
Der trübe Gast
An der Bar hinter ihr wurde nichts mehr ausgeschenkt, die Musiker packten schon ihre Instrumente zusammen, die eine oder andere Nixen-Ampel verlosch bereits und nur die hartnäckig Betrunkenen behaupteten ihre Stehplätze am Tresen mehr oder weniger standhaft. Und als sie noch eine Nuance hübscher lächelnd andeutete, dass nun der gefallene blaue Engel aus dem Hades geführt werden wollte, griff er in das Garderoben-Durcheinander und hob seinen Mantel vom verschmutzten Fußboden auf, auch seine Mappe mit dem halben Manuskript im Innern lag daneben, raffte alles zusammen und wollte mit seiner Teufelin am Arm den Hades verlassen. Doch weil einige Betrunkene auf den Stufen hockten und auf der Treppe nur einen schmalen Durchgang ließen, deutete sie ihm an, doch voraus zu gehen. Er wand sich durch die Menge und überlegte sich schon, was er sagen würde, wenn die kleine namenlose Teufelin ihn fragen würde, ob er eine Kaffeemaschine bedienen könne. Er würde es können. Bei diesem Gedanken kam wieder ein Lächeln in sein Gesicht und sein Herz klopfte etwas heftiger, obwohl ihm auf den obersten Stufen schon ein kalter Luftzug entgegenschlug. Im Windfang der Türe stehend und im Begriff seinen Mantel anzuziehen, drehte er sich um und wollte seiner Begleiterin ins Gesicht lächelnd gestehen, zum Kaffeekochen bereit zu sein. Aber nur zwei angetrunkene junge Männer tasteten sich an den Bruchsteinen des Treppenaufganges entlang zu ihm nach oben. Von der kleinen Teufelin keine Spur. Einen Augenblick war er verwirrt, dann entsetzt; er hastete immer mit einem Schritt zwei Treppenstufen nehmend wieder hinunter, kam auf den letzten Tritten ins Straucheln und prallte gegen einen Musiker, der mit seinem Instrumentenkasten in der Hand, einem verwegenen schwarzen Hut auf dem Kopf und einer Zigarette im Mundwinkel ihm entgegenkam. Als er ihn ungewollt anstieß und die Asche von seiner Zigarette auf seinen dunklen Mantel fiel, hörte er ihn einen Fluch ausstoßen, in welchem das Wort Opa vorkam.
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